Vereinsgeschichte der TAD
Die TAD wurde Anfang der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts von einer Gruppe junger Leute gegründet, die an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München Theologie studierten und die das Bedürfnis hatten, über den Tellerrand ihrer eigenen Religion hinauszuschauen. Damals wurden noch kaum Lehrveranstaltungen zum christlich-jüdischen Dialog angeboten, das Thema blieb im Rahmen des Theologiestudiums weitgehend ausgeklammert.
Zum Dialog der Religionen angeregt fühlten sich die Studentinnen und Studenten durch die Initiative von Walter Homolka (Jahrgang 1964), inzwischen Rektor des Abraham-Geiger-Kollegs in Potsdam, der ganz bewusst christliche und jüdische Theologiestudenten zur gemeinsamen Arbeit zusammenführte.
Konkreter Ausgangspunkt war ein an der Bundeswehrhochschule in Neubiberg geplanter Gottesdienst von Juden und Christen im Jahr 1984. In diesem Zusammenhang stellte sich nun die Frage, ob Juden und Christen denn überhaupt gemeinsam beten und Gottesdienst feiern können, und falls ja, in welcher Form das ablaufen könnte. Aus der Arbeitsgruppe, die sich ursprünglich nur gebildet hatte, um diesen gemeinsamen Gottesdienst vorzubereiten, wurde ein Kreis, der sich von da an regelmäßig traf, um neue Wege eines christlich-jüdischen Dialogs zu erkunden.
Die Arbeitsgruppe begann, Tagungen zu organisieren, die zunächst – wie auch heute noch – im Missionsbenediktinerkloster St. Ottilien am Ammersee stattfanden.
Im Rahmen dieser Tagungen wurden Themen abgehandelt, die Juden und Christen gleichermaßen interessieren. Dabei stand von Anfang an das gemeinsame Lernen im Vordergrund, es sollte also nicht nur so sein, dass Christen sich den Vortrag eines jüdischen Referenten anhören. Damit die zum Teil beachtlichen Ergebnisse dieser Tagungen festgehalten werden konnten, bildete sich ein Redaktionsteam, das die Vorträge und Ergebnisse dokumentierte: Diese TAD-Nachrichten erschienen erst als Quartalsschrift, dann halbjährlich und werden allen Interessierten in Zukunft auch auf dieser Website zur Verfügung stehen.
1986, zwei Jahre nach dem inoffiziellen Zusammenschluss, wurde die Gründung eines eingetragenen Vereins beschlossen, und so wurde die „Theologische Arbeitsgemeinschaft für interkonfessionellen Dialog – TAD. Protestanten, Katholiken und Juden im Gespräch“ offiziell ins Vereinsregister eingetragen. Seitdem gibt es je einen jüdischen, einen katholischen und einen evangelischen Vorsitzenden, einen Schriftführer oder eine Schriftführerin sowie einen Schatzmeister oder eine Schatzmeisterin. 2011 wurde schließlich in einer weiteren Satzungänderung beschlossen, dass die TAD in Zukunft von einem oder einer jüdischen Vorsitzenden und einem oder einer christlichen Vorsitzenden geleitet wird, da die konfessionelle Aufspaltung im Rahmen des christlich-jüdischen Dialogs als nicht mehr zeitgemäß empfunden wurde. Die heutige offizielle Bezeichnung ist deshalb auch „Theologische Arbeitsgemeinschaft im christlich-jüdischen Dialog e.V.“.
Wesentlich geprägt hat die TAD nicht nur Walter Homolka, sondern auch Daniel Krochmalnik als jüdischer Vorsitzender, der jetzt Professor für Jüdische Religionspädagogik in Heidelberg ist.
Damals war es satzungsgemäß noch unerlässlich für jedes Mitglied, einen theologischen Beruf auszuüben. Inzwischen hat sich die TAD für alle Berufsgruppen und Altersschichten geöffnet.
Nachdem die TAD zwischenzeitlich in verschiedenen Häusern in und um München getagt hatte, ist sie inzwischen wieder regelmäßig in ihrem „Stammhaus“, dem Kloster St. Ottilien, zu Gast, was auch die organisatorische Arbeit erleichtert. Dass der interreligiöse Dialog in der Vereinsarbeit der TAD nicht auch auf den Islam ausgeweitet wird, ist in der Vorbildung, den persönlichen Neigungen und nicht zuletzt auch in der Arbeitskapazität der durchweg ehrenamtlich tätigen Vereinsmitglieder begründet. Die Studentinnen und Studenten von damals stehen längst im Beruf, haben oft Familie und üben nicht selten auch noch weitere Ehrenämter aus. Dennoch konnte die TAD mit wechselnder Besetzung bis heute Kurs halten, wenn es auch – wie sicherlich in jedem Verein – immer wieder einmal Spannungen und Auseinandersetzungen über die inhaltliche Ausrichtung und Schwerpunktsetzung gab.
Mit Sicherheit müssen sich die derzeit Verantwortlichen keine Gedanken machen, dass ihnen einmal die Themen ausgehen könnten. Darüber hinaus gilt es jedoch, in den kommenden Jahren neue Wege einzuschlagen – zum Beispiel durch die Gestaltung dieses Internet-Auftritts oder auch durch die Erprobung neuer Tagungsformate –, um weitere Interessenten und vor allem auch Multiplikatoren in die Arbeit einzubeziehen und auf diesem Weg nach Möglichkeit auch neue Mitglieder für die TAD zu gewinnen.
Die TAD hat sich als Verein einen guten Ruf erarbeitet, was auch durch die inzwischen durchaus respektable Liste der Referentinnen und Referenten belegt wird, die bislang an unseren Tagungen mitgewirkt haben. Es wäre schön, wenn wir mit Hilfe unserer Website Menschen auf uns aufmerksam machen könnten, die bereit sind, sich auf das Abenteuer eines offenen, mitunter durchaus kontroversen, aber in jedem Fall interessanten und anregenden christlich-jüdischen Dialogs einzulassen.